Umfangreicher Beobachtungskalender und Informationsrechner
Das erste Himmelsquartal 2021
Quadrantiden im Januar, sechs Kleinplaneten in Opposition
Sternenhimmel
Wenn es dunkel wird, sieht man hoch im Süden das majestätische Sternbild des Orion mit seinem hellen Schulterstern Beteigeuze, der gegenüber dem Vorjahr wieder deutlich an Helligkeit zugenommen hat. Zu seinen Füßen finden wir das etwas unscheinbare Sternbild Hase. Südöstlich vom Orion sehen wir den Großen Hund mit dem Hauptstern Sirius, dem hellsten
Stern des gesamten Sternhimmels. Im Zenit befindet sich zu dieser Jahreszeit das Sternbild Fuhrmann mit dem Hauptstern Kapella. Ihm schließt sich nach Südwesten der Stier mit dem roten Hauptstern Aldebaran an. Aldebaran, Kapella, Pollux in den
Zwillingen, Procyon im Kleinen Hund, Sirius und Rigel im Orion bilden zusammen das so genannte Wintersechseck, in dem wir an klaren und dunklen Abenden auch die Wintermilchstraße erkennen können! Der Große Wagen im Sternbild Großer Bär ist mittlerweile wieder auf halbem Weg zu seiner höchsten Position am Himmel. Das „Werder-W“ – die Kassiopeia – steuert in gleichen Maßen dem nördlichen Horizont entgegen. Zwischen ihr und dem Sternbild Perseus erkennen wir mit dem bloßen Auge
ein diffuses Wölkchen, welches erst im Fernglas seine wahre Natur offenbart. Es ist der Doppelsternhaufen chi und h. Zwei prächtige Offene Sternhaufen, die zufälligerweise nah am Himmel beieinander stehen. Sämtliche Herbststernbilder sind bereits in den westlichen Teil des Himmels gewandert. Der Fluss Eridanus, der an Orions Fußstern Rigel entspringt, fließt weit in die westliche Himmelshälfte hinein. In der östlichen Himmelshälfte stehen die Zeichen mittlerweile auf die kommende Jahreszeit! Allen
voran hat das Frühlingssternbild Löwe bereits komplett den Osthorizont erklommen. Zwischen ihm und den Zwillingen finden wir bereits mit dem bloßen Auge auf halber Strecke ein diffuses Wölkchen, welches im Feldstecher seine wahre Natur offenbart.
Hier sehen wir nämlich den Offenen Sternhaufen M 44 – die Krippe – im Sternbild Krebs.
Meteore
Dieser spektakuläre Sternhimmel wird vom 1. bis 10. Januar von den Sternschnuppen der Quadrantiden verziert, die am 3. Januar mit einer ZHR von 100 Objekten pro Stunde ihr Maximum haben werden. Mit einer Eintrittsgeschwindigkeit von 40 km/s sind sie am Himmel als relativ langsame Objekte sichtbar. Ihr Radiant (Ausstrahlungspunkt) befindet sich im nördlichen Teil des Sternbilds Bootes, wo sich früher einmal das Sternbild Mauerquadrant befand. In den Abendstunden befindet sich dieser Punkt noch recht
tief über dem nordöstlichen Horizont, weshalb es eher besser ist morgens auf die Suche nach diesem Strom zu gehen. Leider geht allerdings gegen 21.30 MEZ der zu 77% beleuchtete Mond auf. Seinen Ursprung hat dieser Sternschnuppenstrom im Asteroiden 2003 EH1, einem inaktiven Rest eines ehemaligen Kometenkerns.
Planeten
Vom 22. bis 26. Januar wird der sonnennächste Planet Merkur eine bescheidene Abendsichtbarkeit haben. Am 24. Januar erreicht er bereits mit 18°34´ seine größte östliche Elongation. Erfahrene Beobachter haben vielleicht schon am 15. Januar die Chance den
-0m9 hellen Planeten aufzufinden. Bis zum 29. Januar wird seine Helligkeit rasch auf 0m3 sinken. Am 25. Januar erreicht er seine Halbphase (Dichotomie) mit einem scheinbaren Durchmesser von 7,2“.
Der grünliche Gasplanet Uranus erreicht seine Oppositionsstellung am 31. Oktober im Sternbild Widder mit einer Entfernung von 2,8 Milliarden Kilometer zu uns. Mit einer Helligkeit von 5m7 ist er an dunklen Beobachtungsplätzen bereits relativ einfach mit bloßem Auge zu sehen! Mit einem scheinbaren Durchmesser von nur 3,8“ sind mit Amateurteleskopen auf seiner Wolkenoberfläche keine Einzelheiten sichtbar. Allerdings kann man bereits mit einem 12-Zöller auf die Suche nach seinen vier helleren Monden Ariel, Umbriel, Titania und Oberon gehen, wenn sie ihren größten Abstand zum Planeten haben. Mit modernen Planetariumsprogrammen kann man sich auf diese Momente gut vorbereiten.
Vom 5. bis 15. November kann man den sonnennächsten Planeten Merkur am Morgenhimmel beobachten. Am Anfang seiner Sichtbarkeit leuchtet er mit 0m3 und am Ende mit -0m6. Sein scheinbarer Durchmesser wächst auf 7,2“. Seine Halbphase (Dichotomie) erreicht er am 8. November. Am 13. November ergibt sich eine sehr reizvolle Konstellation, wenn die Mondsichel zwischen Merkur und Venus stehen wird.
Planetoiden
Im ersten Himmelsquartal werden sechs Kleinplaneten mit einer Helligkeit von mindestens 10m0 ihre Oppositionsstellung erreichen. Den Auftakt wird (15) Eunomia am 21. Januar im Sternbild Krebs in einer Entfernung von etwa 235 Millionen km machen. Sie wurde am 29. Juli 1851 von DE GASPARIS entdeckt und hat einen Durchmesser von 232 km. Sie wurde nach einer der Horen aus der griechischen Sage benannt. (14) Irene wird am 24. Januar ebenfalls im Sternbild Krebs in einer Entfernung von rund 201 Millionen km ihre Opposition erreichen. Sie wurde am 19. Mai 1851 von John Russel HIND entdeckt und ist 182 Kilometer groß. Sie wurde nach der Hore Eilene aus der griechischen Mythologie benannt. Am 28. Januar wird dann (10) Hygiea ebenfalls im Sternbild Krebs in einer Entfernung von 333 Millionen km in Opposition stehen. Sie wurde am 12. April 1849 von DE GASPARIS entdeckt und ist 434 km groß! Sie wurde nach der Göttin der Gesundheit benannt. (18) Melpomene wurde am 24. Juni 1852 von HIND entdeckt und ist 140 km groß. Am 2. Februar wird sie im Sternbild Krebs in einer Entfernung von 213 Millionen km ihre Oppositionsstellung erreichen. Benannt wurde sie nach der Muse der tragischen Dichtung und des Trauergesangs. Am 22. Februar finden wir (29) Amphitrite im Sternbild Löwe in einer Entfernung von 234 Millionen km in ihrer Opposition. Sie wurde am 1. März 1854 von Albert MARTH entdeckt und hat einen Durchmesser von 212 km. Sie wurde benannt nach der Meeresgöttin und Tochter von Nereus und Doris, Gattin des Poseidons. Am 4. März schließlich kommt (4) Vesta ebenfalls im Löwen in einer Entfernung von etwa 204 Millionen km in ihre Opposition. Sie wurde am 29. März 1807 von Wilhelm OLBERS in Bremen entdeckt und hat die Abmessungen 573 x 557 x 446 km. Sie wurde nach der römischen Göttin von Heim und Herd benannt. Zwischen dem 15. Juli 2011 und dem 5. September 2012 hatte sie Besuch von der Raumsonde Dawn, die an ihrem Südpol einen Berg von 25 Kilometer Höhe entdeckt hat. Dreimal so hoch wie der Mount Everest und fast so hoch wie Olympus Mons auf dem Mars! Alle wichtigen Daten zum Auffinden der beschriebenen Kleinplaneten habe ich in Tabelle 1 zusammengestellt.
Tabelle 1: Daten der im Text beschriebenen Planetoiden
Planetoid | Datum | α | δ | Mag. | Konst. |
(4) Vesta | 01.03. 05.03. 10.03. |
11h23m 11h19m 11h15m |
+15°30´ +16°03´ +16°41´ |
6m2 6m2 6m2 |
Leo |
(10) Hygiea | 25.01. 30.01. 05.02. |
08h47m 08h42m 08h37m |
+15°32´ +15°44´ +15°58´ |
10m0 9m9 10m1 |
Cnc |
(14) Irene | 20.01. 25.01. 30.01. |
08h45m 08h40m 08h35m |
+27°59´ +28°39´ +29°16´ |
9m4 9m3 9m3 |
Cnc |
(15) Eunomia | 15.01. 20.01. 25.01. |
08h22m 08h16m 08h11m |
+17°00´ +16°54´ +16°48´ |
8m5 8m4 8m5 |
Cnc |
(18) Melpomene | 25.01. 05.02. 10.02. |
09h07m 08h56m 08h51m |
+10°39´ +12°17´ +13°02´ |
9m6 9m5 9m6 |
Cnc |
(29) Amphitrite | 15.02. 20.02. 25.02. |
10h36m 10h31m 10h26m |
+13°19´ +13°37´ +13°53´ |
9m3 9m2 9m2 |
Leo |
Konstellationen
Wenn wir unseren Blick vom 2. bis 6. März auf die Plejaden (M 45) richten, können wir beobachten, wie der nur noch 1m0 helle Planet Mars südlich an ihnen vorbeizieht. Am 4. März wird er nur 2,6° südlich von den Plejaden stehen! Durchaus ein lohnendes Motiv für Astrofotografen, aber auch für Fernglasbeobachter!
Deep-Sky-Objekte
Zur Beobachtung der Objekte unserer heutigen Deep-Sky-Tour benötigen wir natürlich wieder einen dunklen und mondlosen Himmel. Diese Zeiten habe ich in Tabelle 2 zusammengestellt.
Unsere heutige Deep-Sky-Tour startet am Stern β-Tauri im Sternbild Stier. Mittig der Strecke Richtung Stern θ-Aurigae biegen wir mit dem Teleskop rechts ab und kommen nach 1,5° beim offenen Sternhaufen M 36 an. Insgesamt also rund
6° von Stern β-Tauri entfernt. M 36 wurde um 1654 von HODIERNA entdeckt und ist 4.100 Lichtjahre von uns entfernt. Dieser 25 Millionen Jahre alte Sternhaufen ist in einem 60 mm Teleskop erst bei einer Vergrößerung von 46x in Einzelsterne aufgelöst zu
sehen! Etwa 3,7° südöstlich von M 36 finden wir einen weiteren Offenen Sternhaufen: M 37. Er wurde ebenfalls um 1654 von HODIERNA entdeckt und ist 4.400 Lichtjahre von uns entfernt. Er ist bereits 300 Millionen Jahre alt und hat einen Durchmesser von 20 Lichtjahren. In einem 12 x 50 Fernglas sieht er aus wie ein Kugelsternhaufen im 60mm Teleskop. Bei einer Vergrößerung von 26x ist er im 2,5-Zöller dann relativ groß, rund und in Einzelsterne aufgelöst. Unter einem richtig dunklen und transparenten Sternhimmel ist er bereits mit dem bloßen Auge zu erkennen! Rund 2,6° nordwestlich von M 36 kommt der Offene Sternhaufen
M 38 ins Gesichtsfeld. Auch er wurde um 1654 von HODIERNA entdeckt und ist 4.200 Lichtjahre von uns entfernt. Er ist 220 Millionen Jahre alt und hat einen Durchmesser von 25 Lichtjahren. In meinem damaligen 60 mm Teleskop war er bei einer Vergrößerung von 46x ein kleiner, lockerer Haufen mit wenigen Sternen. Alle drei beschriebenen Sternhaufen sind unter anderem ein lohnendes Ziel für einen Beobachtungsabend mit Fernglas! Etwa 4,4° östlich vom Stern ι-Aurigae kommt man zum Stern 16-
Aurigae, der in einer Kette von vier hellen 4m5 bis 5m0 Sternen liegt. Nur 47´ östlich von ihm finden wir mit einem Achtzöller die HII-Region IC 410, die den offenen Sternhaufen NGC 1893 einhüllt. Diese Nebelregion wurde am 25. September 1892 von Max
WOLF entdeckt und ist 12.000 Lichtjahre von uns entfernt. Der Durchmesser dieser Region beläuft sich auf rund 100 Lichtjahre und wird von Strahlung und Sternwinden der Sterne des Sternhaufens NGC 1893 geformt, der in diesem Nebel entstanden ist! In
meinem 8-Zöller ist er bei einer Vergrößerung von 31xWw+OIII (-Filter) ein heller, strukturierter Nebel um den besagten Sternhaufen. Am 21. März 1892 wurde IC 405 von Johann Martin SCHÄBERLE entdeckt. Eine große HII-Region, die wir rund 1°
nordwestlich der beschriebenen Sternkette finden und nun „Flaming Star Nebel“ genannt wird. Sie ist 1.500 Lichtjahre von uns entfernt. In meinem Achtzöller ist dieser Nebel bei einer Vergrößerung von 31xWw+Hß (-Filter) ein ziemlich großer, blasser Schimmer um zwei relativ helle Sterne. Am besten erkennt man ihn, wenn man etwas indirekt schaut.
Ich wünsche wieder viel Spaß beim Aufsuchen und Beobachten der von mir beschriebenen Ereignisse und Objekte!
Tabelle 2: Mondlose Beobachtungszeit
03. bis 17. Januar
01. bis 14. Februar
02. bis 16. März
Tabelle 3: Daten der im Text beschriebenen Deep-Sky-Objekte
Objekt | RA | Dekl. | Dimension | Mag. | Art |
M 36 M 37 M 38 IC 405 IC 410 |
05h36m 05h52m 05h29m 05h16m 05h23m |
+34°08´ +32°33´ +35°50´ +34°16´ +33°31´ |
12´ 20´ 21´ 30 x 20´ 40 x 30´ |
6m0 5m6 6m4 |
OH OH OH GN GN + OH |
Offene Sternhaufen im Sternbild Fuhrmann
Aufsuchkarte für die Offenen Sternhaufen M 36, M 37, M 38
Aufsuchkarte der HII-Regionen IC 405 und IC 410
Aufsuchkarte: Der Mars bei den Plejaden am 4. März 2021.
Die Aufsuchkarten entstanden mit Hilfe von Guide 9.0 und Sky Safari.
Foto der HII-Regionen IC 410 (ganz links) und IC 405 (Mitte)
Quelle: Andreas Kaczmarek